3.08.1 - Keine unerwartete Kontextänderung

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Beschreibung

[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]

Wenn ein Bedienelement fokussiert wird oder eine Eingabe erhält, so löst dies nicht eine Änderung des Kontextes aus, es sei denn der Benutzer erhält einen Hinweis, wie er das Verhalten auf einfache Weise steuern kann.

Eine Kontextänderung ist eine wesentliche Änderung des Inhalts, oder eine Änderung des Fokus, des Bildausschnitts oder der Bedienmodalität.

 

Beispiele

[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]

Kein Fehler: Eine Kontextänderung wird explizit ausgelöst, z.B. mit der Eingabetaste auf einem „Aktionstrigger“ (Menüpunkt, Button, Link), oder durch das Verlassen eines Eingabefeldes mit TAB.

Fehler: Ein Dialog ist in mehrere Registerkarten aufgeteilt, die durch Karteireiter (Tabs) auswählbar sind. Bei Fokussierung eines Reiters wird automatisch die dazugehörige Karte angezeigt, der Fokus geht auf das erste Bedienelement der Karte. Um den nächsten Reiter auszuwählen, muss der Benutzer zunächst alle Bedienelemente der Karte passieren.
Kein Fehler: Wie **** zuvor, aber der Fokus geht nicht automatisch in die angezeigte Registerkarte, sondern erst beim Verlassen der Karteireiter mit der TAB-oder der ENTER-Taste, während die Auswahl eines Reiters mit den Pfeiltasten geschieht.

Kein Fehler: Ein Formular blendet zusätzliche Eingabefelder ein, je nachdem welche Option in einer Gruppe von 3 Optionsschaltflächen (Radiobutton) ausgewählt ist. Der Fokus bleibt bei den Optionsschaltflächen stehen. Die neuen Eingabefelder erscheinen unterhalb der Optionsschaltflächen.
Fehler: Wie zuvor, aber der Fokus wird automatisch auf das erste neue Eingabefeld gesetzt.
Fehler: Wie zuvor, aber die neuen Eingabefelder erscheinen oberhalb der Optionsschaltflächen, wo sie bei kleinem Bildausschnitt und sequentieller Bedienung nicht wahrgenommen werden.

Kein Fehler: Eine Präsentationssoftware bietet die Möglichkeit, Daten aus einer Tabellenkalkulation einzubinden und zu bearbeiten, wobei die Bedienelemente beider Komponenten in demselben Bildschirmbereich angezeigt werden. Die Bedienelemente der Tabellenkalkulation erscheinen erst dann, wenn der Benutzer den „Bearbeiten“-Button betätigt, und nicht bereits beim Fokussieren der Tabelle.

Kein Fehler: In einer Bibliotheksanwendung ist die Eingabe der 8-stelligen ISS-Nummer für Zeitschriften in zwei Felder aufgeteilt, mit einem dazwischen angezeigten Bindestrich. Nach der Eingabe der vierten Ziffer wechselt der Fokus automatisch in das zweite Eingabefeld (Auto-Tab). Die Beschriftung der Eingabefelder lautet „ISS-Nummer (fortlaufende Eingabe)“.
Fehler: Wie zuvor, aber das Auto-Tab-Verhalten ist nicht angekündigt.

Fehler: Ein Formular wird automatisch abgeschickt, sobald der Fokus das letzte Eingabefeld verlässt, ohne dass explizit ein Submit-Button zu betätigen wäre.
Ausnahme: in einem Suchfeld ist dieses Verhalten nicht unerwartet.

Fehler: Bei Fokussierung eines Eingabefeldes erscheint ein Popup mit einem Hilfetext, das erst mit ESC geschlossen werden muss, bevor die Eingabe erfolgen kann.

 

Anwendbarkeit

[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]

Dieser Prüfschritt ist immer anwendbar.

 

Begründung

[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]

Die Software muss es den Benutzern ermöglichen, den Tastaturfokus zu bewegen, ohne dadurch bei irgendetwas anderem als der Positionsanzeige eine Wirkung hervorzurufen. Es muss eine bewusste Aktion des Benutzers vorgenommen werden, um jede andere Wirkung auszulösen. Dies ist besonders wichtig für Benutzer, die nicht die gesamte Anzeige auf einmal sehen können und die Benutzungsschnittstelle daher erkunden müssen, indem sie durch alle verfügbaren Bedienelemente navigieren. Wenn hierbei eine unbeabsichtigte Kontextänderung geschieht, können Benutzer desorientiert sein oder die Änderung zunächst gar nicht wahrnehmen, was im späteren Verlauf zu Problemen führt.

 

Prüfanleitung

[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]

Praktische Erprobung:

  • die unter Beschreibung und Beispiele genannten Fälle nachvollziehen
  • wenn eine unerwartete Kontextänderung vorliegt: feststellen, ob sie mit einem einfachen Bedienschritt (ESC, Zurück o.ä.) wieder aufgehoben werden kann

 

Bewertungsalternativen

[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]

Wenn mehr als ein Bedienschritt benötigt wird, um die unerwartete Kontextänderung rückgängig zu machen, so ist dies eine Barriere.

Alle weiteren Mängel sind eine Einschränkung.

 

Einordnung

[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]

Dieser Prüfschritt behandelt Einschränkungen der Tastaturbedienung wegen mangelnder Orientierung. Schwerwiegendere Fehlersituationen werden unter anderen Prüfschritten behandelt:

-          Fehlersituationen, die dazu führen, dass eine Funktion nicht mit der Tastatur ausgeführt werden kann, werden im Prüfschritt 3.01.0 „Tastaturbedienung für Bedienelemente“ als Mangel gewertet.

-          Fehlersituationen, die zu einem Fokusverlust führen, werden im Prüfschritt 3.07.0 „Sinnvolle Fokusreihenfolge“ als Mangel gewertet.

 

Offene Fragen

[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]

 

Referenzen

EN301549

11. 2.1.29 On focus

11. 2.1.30 On input

WCAG

3.2.1 Bei Fokus: Wenn irgendein Bestandteil den Fokus erhält, dann löst dies nicht eine Änderung des Kontextes aus.

3.2.2 Bei Eingabe: Die Änderung der Einstellung irgendeines Bestandteils der Benutzerschnittstelle führt nicht automatisch zur Änderung des Kontextes, außer der Benutzer wurde vor Benutzung des Bestandteils auf das Verhalten hingewiesen.

WCAG-Techniques

G107: Using "activate" rather than "focus" as a trigger for changes of context

G80: Providing a submit button to initiate a change of context

F36: Failure of Success Criterion 3.2.2 due to automatically submitting a form and presenting new content without prior warning when the last field in the form is given a value

ISO9241-171

9.3.14 Tastaturnavigation und Aktivierung voneinander trennen