1.03.0 - Verzicht auf Bewegung, Blinken und Flackern

Aus BIT inklusiv Wiki und Test-Case-Datenbank
Wechseln zu: Navigation, Suche

Beschreibung

[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]

Sich bewegende Elemente sollen nicht unaufgefordert gleichzeitig mit anderen Inhalten erscheinen, es sei denn dies ist sachlich erforderlich (Warnmeldung, Real-Time-Anwendung). Die Darbietung sich bewegender Elemente soll auf 5 Sekunden begrenzt sein oder abschaltbar sein.

Gänzlich zu vermeiden sind grell flackernde Elemente in der Größe von Schaltflächen (12 pt Kantenlänge) oder größer. Flackern ist ein Farbwechsel von mehr als 3 Blitzen je Sekunde. Grelles Flackern ist ein Farbwechsel mit einem starken Kontrast, wobei gesättigtes Rot in jeder Größe zu vermeiden ist. 

 

Beispiele

[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]

Ein blinkender Warnhinweis wird nach fünf Sekunden dauerhaft sichtbar.

Ein Börsenticker mit beweglichen Real-Time-Informationen kann angehalten werden.

In einem Eingabefeld blinkt der Cursor langsamer als 3 mal pro Sekunde.

Fehler: Ein in eine Anwendung eingebundenes Video startet unaufgefordert.

Fehler: Ein blinkender Warnhinweis flackert grell.

 

Anwendbarkeit

[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]

Der Prüfschritt ist anwendbar, wenn die Anwendung sich bewegende Elemente enthält.

 

Begründung

[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]

Blinkende oder sich bewegende Elemente ziehen die Aufmerksamkeit des Benutzers auf sich. Bewegung ist sinnvoll, um auf das Eintreten wichtiger Ereignisse aufmerksam zu machen, aber sollte nur von kurzer Dauer sein, um die Konzentration auf andere Elemente der Anwendung nicht zu stören. Dauerhaft bewegte Inhalte sollten nur dann unaufgefordert präsentiert werden, wenn es sachlich erforderlich ist (Real-Time-Anwendung). Sofern dauerhaft bewegte Inhalte zugleich mit anderen Elementen angezeigt werden, müssen sie abgeschaltet oder angehalten werden können.

Grelles Flackern kann bei Menschen mit Epilepsie einen Anfall auslösen, bereits bei einer Dauer von weniger als 5 Sekunden. Grelles Flackern einzelner Elemente kann die Nutzbarkeit der gesamten Anwendung stören und ist daher gänzlich zu vermeiden. Bei welcher Größe ein flackernder Bereich schädlich ist, wird in WCAG in Bezug auf Videos ausgeführt. In Bezug auf die Elemente von Anwendungssoftware (Meldungen, Bedienelemente) muss ein kleinerer Grenzwert angenommen werden, da der Nutzer seinen Blick auf solche Elemente stärker fokussiert. Elemente, die so groß sind wie Schaltflächen, sollen nicht grell flackern. Flackern in gesättigtem Rot ist in jeder Größe schädlich.

 

Prüfanleitung

[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]

Prüfen, ob sich bewegende Elemente nach spätestens fünf Sekunden automatisch enden, oder ob sie abschaltbar sind. Die Möglichkeit zum Abschalten der Bewegung (z.B. Button, Hinweis auf Tastaturbefehl) muss unmittelbar in der Nähe des sich bewegenden Elements angeordnet sein. Die Bewegung soll anhalten und nicht von alleine wieder anfangen.

Bei bewegten Inhalten, die unaufgefordert erscheinen, prüfen, ob die bewegte Darstellung sachlich erforderlich ist, weil es eine Real-Time-Anwendung ist.

Prüfen, ob keine in gesättigtem Rot flackernden Elemente vorkommen.

Prüfen, ob keine grell flackernden Elemente (nicht rot) in einer Größe von 12pt bzw. 4,23mm Kantenlänge oder mehr vorkommen. Die Maßangabe bezieht sich auf den Standard-Bildschirm (siehe Testsystem), zu messen mit dem Kieseling Bildschirmlineal (siehe Werkzeugliste). Bei Text messen Sie die Höhe der Großbuchstaben E oder Z (Außenmaße).

In Ermangelung eines Prüftools muss der Prüfer nach eigenem Ermessen entscheiden, ob „gesättigtes Rot“, „Kontrastfarben“ und eine Blinkfrequenz von 3 und mehr Blitzen je Sekunde vorliegen. Im Zweifelsfall soll eher ein Mangel befunden werden.

Flackern wird nur in Bezug auf die Bedienoberfläche der Anwendung geprüft, nicht in Bezug auf die Inhalte von Videos.

 

Bewertungsalternativen

[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]

Blockade: Die Anwendung enthält rot flackernde Elemente, oder sie enthält grell flackernde Elemente von 12pt Kantenlänge oder größer.

Barriere: Die Anwendung präsentiert unaufgefordert bewegte Elemente, die länger als 5 Sekunden dauern und nicht abschaltbar sind.

Einschränkung: Die Anwendung präsentiert unaufgefordert bewegte Elemente von mehr als 5 Sekunden Dauer, die abschaltbar sind, die aber sachlich nicht erforderlich sind.

 

Einordnung

[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]

In diesem Prüfschritt geht es darum, die Störung der visuellen Wahrnehmung durch bewegte Elemente zu vermeiden. Daher wird hier nur geprüft, ob Bewegung kurz oder abschaltbar ist und unterhalb der Schwellenwerte für gesundheitliche Beeinträchtigungen bleibt. Die weitere Steuerung bewegter Inhalte, etwa um Text in Ruhe lesen zu können, wird im Prüfschritt 2.03.1 "Bewegte Inhalte sind steuerbar" geprüft.

In diesem Prüfschritt wird Bezug genommen auf die Größe von Schaltflächen, diese wird definiert im Prüfschritt 2.01.2 „Ausreichende Größe von Schaltflächen“.

 

Offene Fragen

[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]

Prüftool für Flackern suchen.

Der Ausdruck „grelles Flackern“ wurde gewählt, um die komplizierten Formulierungen der Standard-Dokumente zu veranschaulichen. Beobachten, ob der Ausdruck allgemeinverständlich ist und in der Community akzeptiert wird.

Der Grenzwert 12 pt Kantenlänge für grell flackernde Elemente, die fokussiert werden müssen, wurde hypothetisch festgelegt. Beobachten, ob der Wert von der Forschung verifiziert wird.

 

Referenzen

EN301549

11.2.2.2 Pause, stop, hide

11.2.3.1 Three flashes or below threshold

WCAG

2.2.2 Pausieren, beenden, ausblenden

2.3.1 Grenzwert von dreimaligem Blitzen oder weniger

K5 Nicht störend

WCAG-Techniques

G176: Den blitzenden Bereich klein genug halten

ISO9241-171

10.1.1 Anfälle verursachende Blinkraten vermeiden