2.06.1 - Ausreichende Anweisungen für Benutzereingaben
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]
Wenn ein Element Benutzereingaben erwartet, werden Beschriftungen, Anweisungen oder Hilfetexte bereitgestellt, die dem Benutzer ausreichend Information geben, um Fehler zu vermeiden.
Dialogelemente, die Benutzereingaben erwarten, sind u.a. Eingabefelder, Auswahllisten, Optionsschaltflächen, Absenden-Schaltflächen.
Beispiele
[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]
Dialogelemente haben eine immer sichtbare Beschriftung (Label) unmittelbar vor dem Element, also darüber oder links daneben. Ausnahme: Bei Optionsschaltflächen (Checkbox, Radiobutton) ist die Beschriftung rechts neben dem Element.
Ein Eingabefeld hat anstelle einer Beschriftung eine Vorbelegung, die so lange stehen bleibt, bis der Benutzer mit der Eingabe begonnen hat, und die erneut erscheint, wenn der Benutzer den eingegebenen Inhalt löscht.
Fehler: Ein Eingabefeld hat anstelle einer Beschriftung eine Vorbelegung, die bei Aktivierung des Feldes verschwindet.
In einer Zeile mit mehreren inhaltlich zusammenhängenden Eingabefeldern, z.B. Land - Postleitzahl - Ort in einer Adresse, können die Beschriftungen am Anfang der Zeile zusammengefasst sein.
Eine Schaltfläche kann anstelle eines Textes mit einem Symbol bezeichnet werden, dessen Name bei Mouseover als Tooltipp erscheint.
Ein Suchfeld kann anstelle einer Beschriftung durch eine unmittelbar anschließende Absenden-Schaftfläche bezeichnet werden, die die Bedeutung „Suchen“ als Text oder als Symbol trägt.
Pflichtfelder: Wenn Eingaben für die Weiterverarbeitung eines Formulars erforderlich sind, so ist dies vor dem Ausfüllen ersichtlich. Beispiele:
- Wenn alle Felder ausgefüllt werden müssen, so wird dies in einer Anweisung am Beginn des Formulars erläutert.
- Ein Sternchen * in der Beschriftung eines Eingabefeldes weist darauf hin, dass diese Eingabe erforderlich ist; die Bedeutung des Sternchens als Pflichtfeldkennzeichen wird in einer Anweisung am Anfang oder am Ende des Formulars erläutert.
Eingabeformate und Werte: Wenn Eingaben in einer bestimmten Schreibweise oder in einem bestimmten Wertebereich erwartet werden, so ist dies vor der Eingabe ersichtlich. Beispiele:
- In der Beschriftung eines Datumsfeldes wird die erwartete Schreibweise dargestellt, etwa: „Geburtsdatum (tt.mm.jjjj)“.
- In der Beschriftung eines numerischen Feldes wird der erwartete Wertebereich angegeben, etwa: „Alter in Jahren (von 18 bis 35)“.
- Ein Hilfetext neben oder unter dem Eingabefeld erläutert die erwartete Schreibweise, Beispiel: „Geben Sie das Datum im Format ‚tt.mm.jjjj‘ an, z.B. ‚01.12.1950‘.“
- Es kann genügen, wenn Anweisungen oder Hilfetexte abgerufen werden können oder zu Beginn der Eingabe erscheinen. Beispiele: Neben dem Eingabefeld weist ein Symbol auf abrufbare Hilfetexte hin; bei Aktivierung des Eingabefeldes erscheint ein Tooltipp mit dem erwarteten Eingabeformat.
Anwendbarkeit
[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]
Dieser Prüfschritt ist anwendbar, wenn die Software Benutzereingaben erwartet.
Begründung
[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]
Für jeden Benutzer ist es von Vorteil, wenn beim Ausfüllen von Formularen alle erforderlichen Informationen und Eingabeformate bekannt sind. Denn es ist aufwändig, ein Formular anhand der Fehlermeldungen zu korrigieren. Dies gilt umso mehr für Benutzer, die nur einen kleinen Bildausschnitt sehen.
Die Anordnung von Beschriftungen direkt vor oder über dem Eingabefeld entspricht den üblichen Gestaltungskonventionen. Auch in ausschnitthaften Ansichten (etwa in Vergrößerungssoftware) wird schnell klar, welche Beschriftung zu welchem Feld gehört.
Prüfanleitung
[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]
Sichtprüfung mit praktischer Erprobung: sind die unter „Beispiele“ genannten Gestaltungsregeln eingehalten?
Die Prüfung sollte gemeinsam mit dem Prüfschritt 2.07.1 „Hilfen bei Fehlbedienung“ durchgeführt werden. Wenn Fehler gemeldet werden, so ist zu prüfen, ob eine entsprechende Anweisung bereits vor oder beim Eingeben der Daten gegeben wird.
Bewertungsalternativen
[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]
Mängel werden nach ihrer Bedeutung für die Erfüllung der Arbeitsaufgabe gewertet.
Einordnung
[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]
In diesem Prüfpunkt geht es um sichtbare Beschriftungen von Eingabefeldern. Der für Screenreader wichtige programmatisch erkennbare Name wird im Prüfpunkt 4.03.1 „Name von Eingabefeldern“ behandelt.
Eine sichtbare Überschrift für Gruppen von Eingabefeldern wird in diesem Prüfpunkt nicht verlangt. Der für Screenreader wichtige programmatisch erkennbare Gruppenname wird im Prüfpunkt 4.04.0 „Name für Gruppen von Elementen“ behandelt.
In diesem Prüfpunkt geht es um Anweisungen, die dem Benutzer vor der Eingabe zu geben sind, damit er Fehler vermeiden kann. Rückfragen des Systems und Hilfen bei eingetretenem Fehlerzustand werden im Prüfpunkt 2.07.1 „Hilfen bei Fehleingaben“ behandelt.
In diesem Prüfpunkt geht es um formale Gestaltungsregeln für Beschriftungen und Anweisungen. Die Verständlichkeit wird in den Punkten 1.05.1 „Prägnante Beschriftungen“ und 1.06.2 „Verständliche Anweisungen und Meldungen“ geprüft.
Offene Fragen
[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]
Referenzen
EN301549
11. 2.1.34 Labels or instructions
WCAG
3.3.2 Beschriftungen (Labels) oder Anweisungen
WCAG-Techniques
G162: Positioning labels to maximize predictability of relationships
G167: Using an adjacent button to label the purpose of a field
H90: Indicating required form controls using label or legend
G184: Providing text instructions at the beginning of a form or set of fields that describes the necessary input
G89: Providing expected data format and example