4.09.1 - Benachrichtigung über Änderungen: Unterschied zwischen den Versionen
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Alle Änderungen an den Inhalten und der Bedienoberfläche einer Anwendung, egal ob vom Benutzer oder von einer anderen Instanz veranlasst, sollen vom Benutzer wahrgenommen werden können, damit er seine Aktionen kontrollieren und auf Ereignisse angemessen reagieren kann. Der Screenreader hat die nicht triviale Aufgabe, die vom System ausgegebenen Daten entsprechend zu filtern, damit weder zuwenig noch zuviel Information beim Benutzer ankommt. Die Anwendung hat die Aufgabe, angemessene Informationen bereitzustellen, z.B. durch die Ausgabe von Meldungen oder durch die Definition von Überwachungsbereichen. | Alle Änderungen an den Inhalten und der Bedienoberfläche einer Anwendung, egal ob vom Benutzer oder von einer anderen Instanz veranlasst, sollen vom Benutzer wahrgenommen werden können, damit er seine Aktionen kontrollieren und auf Ereignisse angemessen reagieren kann. Der Screenreader hat die nicht triviale Aufgabe, die vom System ausgegebenen Daten entsprechend zu filtern, damit weder zuwenig noch zuviel Information beim Benutzer ankommt. Die Anwendung hat die Aufgabe, angemessene Informationen bereitzustellen, z.B. durch die Ausgabe von Meldungen oder durch die Definition von Überwachungsbereichen. | ||
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Die generelle Behandlung von Bewegung und dynamischen Änderungen, z.B. das Ausstellen von störenden Änderungen, ist in den Prüfschritten 1.03.0 „Verzicht auf Bewegung, Blinken und Flackern“ und 2.03.1 „Bewegte Inhalte sind steuerbar“ beschrieben. | Die generelle Behandlung von Bewegung und dynamischen Änderungen, z.B. das Ausstellen von störenden Änderungen, ist in den Prüfschritten 1.03.0 „Verzicht auf Bewegung, Blinken und Flackern“ und 2.03.1 „Bewegte Inhalte sind steuerbar“ beschrieben. | ||
Version vom 26. November 2016, 15:36 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]
Bei der Bedienung der Anwendung erhält der Benutzer fortlaufend Rückmeldung über alle von ihm vorgenommenen Änderungen, einschließlich der bearbeiteten Inhalte, der vorgenommenen Selektionen, der aktuellen Position des Fokus und dem Status von Bedienelementen und Anzeigen.
Der Benutzer wird benachrichtigt über Ereignisse, die außerhalb seines aktuellen Fokus und ohne seine unmittelbare Veranlassung geschehen, wie etwa das Erscheinen von Systemmeldungen, die automatische Aktualisierung von Inhalten, etc. Der Benutzer muss nicht benachrichtigt werden über Änderungen, die durch seine explizite Aktion geschehen und sich bei sequentieller Abarbeitung nahe unterhalb seiner aktuellen Position befinden.
Rückmeldungen und Benachrichtigungen sollen für die Benutzerinteraktion relevant sein und den Benutzer nicht stören.
Beispiele
[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]
Bei der Auswahl von Einträgen in einer Mailbox erhält der Benutzer die Rückmeldung „ausgewählt“ oder „markiert“.
Beim Formatieren eines Textes erhält der Benutzer ständig Rückmeldung darüber, welche Formatvorlage er gerade ausgewählt hat, welche Formatierung er vorgenommen hat, etc.
In einer Dokumentensuche erscheint in einer Meldungszeile die Warnung, dass zunächst die zu durchsuchenden Datenbanken ausgewählt werden müssen, bevor die Suchanfrage beantwortet werden kann. Der Screenreader liest die Meldung sofort vor.
Während der Bedienung einer Anwendung erscheint eine Sprechblase, die das Eintreffen einer neuen E-Mail bekannt gibt. Der Screenreader liest die Sprechblase vor, sobald die aktuelle Benutzeraktion abgeschlossen ist.
Der fortlaufend sich ändernde Inhalt eines Börsentickers wird vom Screenreader nicht vorgelesen, um die zugleich erforderliche Programmbedienung nicht zu stören.
Fehler: Eine Systemmeldung erscheint, aber der Screenreader gibt zunächst eine große Menge anderer Informationen aus, die der Benutzer abbricht, so dass er die Systemmeldung nicht bemerkt.
Fehler: In einem Chatprogramm wird beim Erscheinen neuer Beiträge der gesamte Inhalt vorgelesen. Richtig wäre, nur den neu erschienenen Beitrag vorzulesen.
Kein Fehler: Ein Formular blendet zusätzliche Eingabefelder ein, nachdem eine Optionsschaltfläche ausgewählt wurde. Die neuen Eingabefelder erscheinen unterhalb der Optionsschaltflächen, der Tastaturfokus bleibt bei den Optionsschaltflächen stehen. Der Screenreader sagt „[Name der Option] ausgewählt“ und gibt nicht die neu erschienenen Bedienelemente aus. Fehler: Wie zuvor, aber die neuen Eingabefelder erscheinen oberhalb der Optionsschaltflächen, wo sie bei kleinem Bildausschnitt und sequentieller Bedienung nicht wahrgenommen werden.
Fehler: In einer Bestellfunktion sind die verfügbaren Produkte samt Produktbeschreibung als Tabelle dargestellt. Der Benutzer wählt die gewünschten Produkte durch ein Kontrollkästchen aus und fügt dann alle ausgewählten Produkte durch einen Funktionsbutton zum Warenkorb hinzu. Der Screenreader meldet die Änderung im Warenkorb, indem er den vollständigen Inhalt aller hinzugefügten Produktbeschreibungen vorliest. Die Art der vollzogenen Aktion wird nicht quittiert. Eine sinnvolle Rückmeldung wäre etwa die Benachrichtigung „xx Produkte zum Warenkorb hinzugefügt“.
Anwendbarkeit
[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]
Dieser Prüfschritt ist immer anwendbar.
Begründung
[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]
Alle Änderungen an den Inhalten und der Bedienoberfläche einer Anwendung, egal ob vom Benutzer oder von einer anderen Instanz veranlasst, sollen vom Benutzer wahrgenommen werden können, damit er seine Aktionen kontrollieren und auf Ereignisse angemessen reagieren kann. Der Screenreader hat die nicht triviale Aufgabe, die vom System ausgegebenen Daten entsprechend zu filtern, damit weder zuwenig noch zuviel Information beim Benutzer ankommt. Die Anwendung hat die Aufgabe, angemessene Informationen bereitzustellen, z.B. durch die Ausgabe von Meldungen oder durch die Definition von Überwachungsbereichen.
Ein kritischer Fall ist z.B. die Rückmeldung von Benutzeraktionen, die in einem anderen Funktionsbereich des Bildschirms abgebildet werden. Denn während der vollsichtige Benutzer ohne weiteres sieht, was er getan hat, benötigt der blinde oder hochgradig sehbehinderte Benutzer, der nur einen kleinen Ausschnitt wahrnimmt, ggf. eine Erfolgsmeldung zur Quittierung seiner Aktion. Eine gemeinsame Lösung findet sich u.a. in responsiven Verfahren, die auf verschieden große Displays eingerichtet sind.
Einige Gestaltungsprobleme, die aus der dynamischen Änderung von Inhalten resultieren, können auch durch die Mitführung des Tastaturfokus behoben werden, siehe Prüfschritt 3.07.0 „Sinnvolle Fokus-Reihenfolge“.
Prüfanleitung
[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]
Beobachten Sie die durch die Arbeitsschritte des Szenarios hervorgerufenen Änderungen, wie geänderte Darstellung, geänderte Inhalte, das Erscheinen von Meldungen aller Art. Werden alle Änderungen angemessen vom Screenreader wiedergegeben?
Ggf. ergänzen Sie das Szenario um Gelegenheit zur Überprüfung von Meldungen, z.B. indem Sie den Empfang einer E-Mail provozieren.
Sofern es keine Rückmeldungen gibt, prüfen Sie, ob der Screenreader in den Ausführlichkeitseinstellungen korrekt konfiguriert ist, und wiederholen Sie ggf. die Prüfung.
Bewertungsalternativen
[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]
Mängel werden nach ihrer Bedeutung für die Arbeitsaufgabe bewertet.
Einordnung
[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]
Die generelle Behandlung von Bewegung und dynamischen Änderungen, z.B. das Ausstellen von störenden Änderungen, ist in den Prüfschritten 1.03.0 „Verzicht auf Bewegung, Blinken und Flackern“ und 2.03.1 „Bewegte Inhalte sind steuerbar“ beschrieben.
Änderungen, die durch einen mitgeführten Tastaturfokus auf sich aufmerksam machen, werden im Prüfschritt 3.07.0 „Sinnvolle Fokus-Reihenfolge“ behandelt.
Änderungen, die durch bloße Navigationsbewegungen des Benutzers entstehen, werden im Prüfschritt 3.08.1 „Keine unerwartete Kontextänderung“ behandelt.
Offene Fragen
[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]
Referenzen
EN301549
11. 2.1.38: Name, role, value 11.3.2.15 Change notification
WCAG
4.1.2 Name, Rolle, Wert
WCAG-Techniques
ISO9241-171
8.5.7 Benachrichtigungen über Ereignisse für unterstützende Technik verfügbar machen
Sonstige
WAI-ARIA Authoring Practices 1.1 Kapitel 6.2 Implementing Live Regions