5.05.1 - Kantenglättung im Großbildsystem: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 11. November 2016, 18:36 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]
Im Großbildsystem werden Textzeichen in allen Vergrößerungsstufen mit glatten Konturen angezeigt.
Beispiele
[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]
Fehler: Nur schwarze Textzeichen auf weißem Grund haben glatte Konturen. Textzeichen in anderen Farben erscheinen pixelig/stufig.
Fehler: Bei manchen Textzeichen sind die Konturen glatt, aber die Form ist stark verzerrt, so dass der Buchstabe kaum wiederzuerkennen ist.
Fehler: Manche Textzeichen berühren oder überlagern sich.
Fehler: Die vergrößerten Textzeichen werden unscharf dargestellt.
Anwendbarkeit
[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]
Dieser Prüfschritt ist immer anwendbar.
Begründung
[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]
Klare, scharfe Konturen sind wichtig für gute Lesbarkeit von Zeichen. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal bei Großbildsystemen ist daher die Kantenglättung der vergrößerten Textzeichen. Hierzu sind heute die folgenden Techniken im Einsatz:
- Die Font-Substitution ersetzt die Zeichen durch einen größeren Font. Dies ergibt an sich saubere Zeichen. Da aber die Position jedes Zeichens neu berechnet werden muss, können Fehler entstehen, so dass Zeichen sich berühren oder überlagern können.
- Die Kantenglättung i.e.S. basiert auf der Vektorisierung, ein Verfahren der grafischen Mustererkennung. Aus den Farbkontrasten der Bildpunkte werden Ecken ermittelt und durch interpolierende Konturen verbunden. Dabei wird das zugrundeliegende Zeichen mehr oder weniger gut nachgebildet. Die neu entstandene Vektorgrafik kann ohne Qualitätsverlust vergrößert werden. Das Verfahren wirkt auf Fonts ebenso wie auf grafische Schriften und Symbole. Wegen der Rechenintensität wird die Kantenglättung oftmals auf schwarz-weiße Schriften begrenzt, während farbige Schrift pixelig/stufig erscheint.
- Das Anti-Aliasing ist ein Kantenglättungsverfahren für Rastergrafiken. Der Treppeneffekt bei schrägen und runden Linien wird abgeschwächt, indem ein Farbübergang zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe eingesetzt wird. Als Nebeneffekt muss eine Unschärfe in Kauf genommen werden, die sich je nach Auflösung und Vergrößerungsfaktor mehr oder weniger stark bemerkbar macht.
Aus Anwendersicht sollte das Verfahren der Wahl für die Vergrößerung von Schrift die Font-Substitution sein. Dieses Verfahren ist heute jedoch nicht mehr sehr verbreitet, denn es wird vom Betriebssystem schlecht unterstützt. Die zugrundeliegende Routine, die die Fonts auf den Bildschirm schreibt, ist keine Schnittstelle mit verbindlichem Standard, die Codierung in Windows ist wechselhaft. So muss die Font-Substitution in Großbildsystemen bei jedem Versionssprung der Plattform- bzw. Anwendungssoftware nachgearbeitet werden.
Die heute üblichen grafischen Verfahren der Kantenglättung sind an sich eine Leistung des Großbildsystems und nicht der Plattform oder der Anwendungssoftware. Daher stellt sich die Frage, ob dieser Prüfschritt in einem Verfahren zur Prüfung von Anwendungssoftware unter Windows seinen Platz hat. Ein Argument dafür ist, dass der Status quo nicht befriedigend ist. Die Leistung der Kantenglättung bei Vergrößerung sollte in das Betriebssystem aufgenommen und von der Anwendungssoftware, z.B. durch Auswahl geeigneter Fonts, unterstützt werden.
Die Anforderung „Kantenglättung bei Vergrößerung“ wird allerdings bisher von den Standards nur schwach unterstützt. In ISO 9241-303 „Anforderungen an elektronische optische Anzeigen“ wird auf die Rasterung von Zeichen eingegangen, die für eine gute Lesbarkeit nicht zu grob und jedenfalls nicht sichtbar sein sollte. Gute Lesbarkeit bei Vergrößerung ist in keinem Standard explizit ausgeführt. WCAG 1.4.4. „Vergrößerung auf 200%“ und WCAG 1.4.5 „Bilder eines Textes“ gehen implizit davon aus, dass bei der Vergrößerung von Text klare Konturen entstehen, während Grafiken nur auf Pixelebene vergrößert werden können und entsprechend grob gerastert erscheinen. Wie gezeigt wurde, gilt diese klare Unterscheidung für Großbildsysteme heute nicht mehr. Eine Fortentwicklung der Standards erscheint notwendig, um die Anforderung für die Fortentwicklung der Betriebssysteme relevant zu machen.
Prüfanleitung
[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]
Die Schriftgröße und die Fenstergröße einstellen wie für den Standardbildschirm des Testsystems beschrieben. Das ausgewählte Großbildsystem (siehe Testsystem) starten. Die Vergrößerung auf Faktor 4 einstellen (400%). Die Anwendung starten.
Sichtprüfung: sind die unter Beschreibung und Beispiele genannten Anforderungen erfüllt?
Wiederholung der Prüfung mit Vergrößerungsfaktor 2 (200%) und 6 (600%).
Bewertungsalternativen
[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]
Mängel sind eine Einschränkung.
Einordnung
[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]
Offene Fragen
[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]
Angesichts des Stands der Technik wäre zu diskutieren, ob der Prüfschritt bewertet werden soll, oder ob Mängel nur mit beratender Funktion protokolliert werden sollen.
Referenzen
EN301549
WCAG
WCAG-Techniques
ISO9241-171
-
Sonstige
ISO 9241-303 Anforderungen an elektronische optische Anzeigen