2.07.1 - Hilfen bei Fehleingaben: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 24. August 2020, 13:34 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
[Technikneutrale Beschreibung des Erfolgskriteriums]
Wenn die Software einen Eingabefehler erkennt, unterstützt sie den Benutzer durch folgende Schritte:
- der Fehlerzustand wird für alle Benutzer erkennbar angezeigt
- das fehlerhafte Element wird eindeutig identifiziert und ist leicht auffindbar,
- der Fehler wird dem Benutzer in Textform beschrieben,
- die Fehlermeldung enthält, soweit sinnvoll, eine Korrekturempfehlung,
- der Benutzer erhält Gelegenheit, den Fehler zu korrigieren, bevor die Daten gespeichert oder versendet werden.
Eine automatische Eingabeprüfung zur Fehlererkennung ist verpflichtend, soweit sachlich möglich, für Aktionen, die den Benutzer rechtlich binden, oder die personenbezogene Daten oder sonstige aufgabenrelevante Daten dauerhaft speichern.
In solchen Fällen ist zusätzlich dem Benutzer Gelegenheit zu geben,
- die eingegebenen Daten vor dem Absenden nochmals zu überprüfen und zu bestätigen,
- oder er kann die gesendeten Daten zurückrufen bzw. die Transaktion rückabwickeln.
Beispiele
[Typische Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Plattformen]
Der Fehlerzustand wird durch einen Signalton angezeigt, oder die Kennzeichnung „Fehler“ erscheint im Titel der Antwortseite, oder der Benutzer wird durch einen Dialog geführt, der den Fokus erhält.
Fehler: Es genügt nicht, wenn der Fehlerzustand lediglich durch einen farbigen Rahmen um das fehlerhafte Feld optisch erkennbar ist.
Fehlerhaft ausgefüllte Felder werden deutlich hervorgehoben, etwa durch einen farblich abgesetzten Rahmen und ein Symbol mit dem Namen „Fehler“.
Die Beschriftung (label) fehlerhaft ausgefüllter Felder ändert sich, indem ihnen die Bezeichnung „Fehler:“ vorangestellt wird, um auf die Fehler darstellungsunabhängig hinzuweisen.
Es erscheint eine Fehlermeldung, die den Fehler beschreibt und Korrekturhinweise gibt. Die Fehlerbeschreibung ist dem fehlerhaft ausgefüllten Feld eindeutig zuzuordnen. Beispiele: „Name ist erforderlich“, „Geburtsdatum bitte im Format dd.mm.jjjj ausfüllen“.
Fehler: Es erscheint die Meldung „Es sind Fehler aufgetreten“ ohne weitere Spezifikation.
Fehler: Es erscheint die Meldung „Es sind Fehler aufgetreten“, aber es gibt keine Möglichkeit zur Korrektur, oder die vorigen Eingaben sind nicht mehr verfügbar, so dass alle Daten neu eingegeben werden müssen.
Die Fehlermeldung und das fehlerhafte Element sind leicht auffindbar.
Beispiel 1: Die Fehlermeldung erscheint in einem Dialog, der den Tastaturfokus erhält, beim Schließen des Dialogs wird der Fokus in das fehlerhafte Feld geführt, so dass die Korrektur unmittelbar ausgeführt werden kann. Es werden alle Fehler nacheinander abgearbeitet.
Beispiel 2: Die Fehlermeldung erscheint in einem für Systemmeldungen reservierten Bildschirmbereich. Von der Fehlermeldung führt ein Link zu dem fehlerhaften Feld. Weitere Prüfung siehe unter „Einordnung“.
Beispiel 3: Die Fehlermeldung erscheint direkt beim fehlerhaften Feld. Es gibt einen Link oder einen Tastaturbefehl von einem Fehler zum nächsten.
Fehler: Es gibt keine Methode zum Auffinden der Fehler für Benutzer, die nur einen kleinen Bildausschnitt sehen.
Fehler: Die Fehlermeldung erscheint nur kurz und wird nach kurzem Blinken ausgeblendet.
Eine Anwendung, die wichtige Daten erfasst, zeigt zum Abschluss der Erfassung die eingegebenen Daten insgesamt an, fordert eine ausdrückliche Bestätigung und gibt die Gelegenheit zur Korrektur, bevor die Daten gespeichert werden.
Fehler: Eine Anwendung, die rechtlich verpflichtende Angaben verlangt, führt keine Eingabeprüfung durch.
Fehler: Eine Anwendung, die relevante Daten dauerhaft speichert, führt die Aufforderung zum Löschen eines Datensatzes aus, ohne zuvor den Benutzer über die Konsequenzen dieser Aktion zur informieren und eine ausdrückliche Bestätigung zu verlangen, und ohne dass es eine Möglichkeit zur kurzfristigen Rückabwicklung des Löschvorgangs gibt.
Anwendbarkeit
[manche Erfolgskriterien sind nur in speziellen Kontexten anwendbar]
Dieser Prüfschritt ist anwendbar, wenn die Software Benutzereingaben verlangt.
Begründung
[Warum wird das geprüft? Bedeutung des Prüfpunktes für Menschen mit Behinderungen]
Für Benutzer mit Behinderungen ist in vielen Fällen das Risiko von Fehleingaben größer. Benutzer mit Legasthenie vertauschen häufiger Zahlen, Benutzer mit motorischen Einschränkungen drücken häufiger versehentlich falsche Tasten. Deshalb sind alle Maßnahmen zur Überprüfung der Eingaben für diese Benutzer besonders wichtig, die automatische Eingabeprüfung ebenso wie das nochmalige Anzeigen und die Gelegenheit zum Rückgängig-Machen falscher Eingaben.
Benutzer, die nur einen kleinen Ausschnitt des Bildes sehen, bemerken einen Fehlerzustand möglicherweise nicht, sie müssen daher zu der Fehlermeldung und zu der zu korrigierenden Eingabe geführt werden.
Eine automatische Eingabeprüfung wird nicht grundsätzlich verlangt, denn in vielen Anwendungsfällen können auch unvollständige oder fehlerhafte Daten toleriert werden. Wenn aber eine Fehlerkontrolle stattfindet, soll sie den genannten Anforderungen entsprechen.
Prüfanleitung
[Technikspezifische Prüfanleitung (oder Prüfvorschlag) mit Tools zur Unterstützung des praktischen Tests]
Praktische Erprobung:
- Eingaben machen und dabei Fehler provozieren. Feststellen, ob Fehlermeldungen kommen.
- Falls ja, überprüfen, ob die Fehlermeldungen die beschriebenen Gestaltungsregeln einhalten.
- Falls ja, überprüfen, ob die fehlerhaften Eingaben korrigiert werden können, ohne alle Daten erneut einzugeben (Ausnahme: Passwort-Felder sollten bei Fehler gelöscht werden).
- Falls ja, überprüfen, ob nach Korrektur der Eingaben und erneutem Speichern bzw. Senden zuvor angezeigte Fehlermeldungen verschwinden.
Feststellen, ob eine Verpflichtung zur automatischen Eingabeprüfung gegeben ist.
- Falls ja und keine automatische Eingabeprüfung stattfindet, obwohl sie sachlich möglich wäre, Mangel notieren.
- Falls ja, feststellen, ob vor dem Absenden eine Gelegenheit zur Überprüfung, Korrektur und Bestätigung aller eingegebenen Daten besteht, oder ob nach dem Absenden eine Möglichkeit zum Rückruf der eingegebenen Daten besteht.
Dieser Prüfschritt erfordert ggf. anwendungsspezifische Fachkenntnisse, die der Prüfer bei der Erstellung des Szenarios recherchieren muss.
Bewertungsalternativen
[Abgrenzung von „erfüllt“ und „nicht erfüllt“, sowie von „Blockade/Barriere“ und „Einschränkung“]
Wenn Fehlerkontrolle verpflichtend ist, werden Mängel nach ihrer Bedeutung für die Arbeitsaufgabe bewertet.
In allen anderen Fällen werden Mängel als Einschränkung gewertet.
Einordnung
[Abgrenzung zu anderen Prüfschritten]
Die sprachliche Verständlichkeit von Fehlermeldungen wird im Prüfschritt 1.06.2 „Verständliche Anweisungen und Meldungen“ geprüft.
Wenn die Fehlermeldung in einem für Systemmeldungen reservierten Bildschirmbereich erscheint, so ist dieser Bereich in den Prüfschritten 3.03.0 „Direktzugriff auf Funktionsbereiche“, 4.04.0 „Name für Gruppen von Elementen“ und 4.09.1 "Benachrichtigung über Änderungen" weiter zu untersuchen.
Offene Fragen
[Fragen sammeln, die während der Entwicklung des Prüfschritts auftauchen]
Referenzen
EN301549
11.3.3.1 Error identification
11.3.3.3 Error suggestion
11.3.3.4 Error prevention (legal, financial, data
WCAG
3.3.1 Fehlererkennung
3.3.3 Fehlerempfehlung
3.3.4 Fehlervermeidung (rechtliche, finanzielle, Daten)
WCAG-Techniques
G83: Providing text descriptions to identify required fields that were not completed
G84: Providing a text description when the user provides information that is not in the list of allowed values
G85: Providing a text description when user input falls outside the required format or values
G139: Creating a mechanism that allows users to jump to errors
G177: Providing suggested correction text
ISO9241-171
8.4.3 „Rückgängig“- und/oder „Bestätigen“-Funktionen zur Verfügung stellen
8.4.9 Dauerhafte Anzeige von Warnungen oder Fehlerinformationen ermöglichen
8.4.10 Benutzerbenachrichtigungen einheitlich ausgeben
8.4.12 Das Navigieren zum Auffinden von Fehlern erleichtern